Texte zur Wallfahrt 2005 − "Wir machen den Weg frei"

Impulse zum Rosenkranz

Freudenreiche Geheimnisse

…Jesus, den du, o Jungfrau, (in Betlehem) geboren hast
Die Geburt war für Jesus der Startpunkt seines Weges, der ihm durch Maria geschenkt wurde. Wann haben wir zuletzt jemand anderem durch unseren Einsatz einen neuen Weg ermöglicht?

…den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
Maria und Josef wissen, dass ihr Kostbarstes - ihr Kind - Gott gehört. Sie geben Jesus in ihrer Opfergabe, den Turteltauben, in Gottes Hand. Wieviel sind wir bereit, um Gottes Willen zu tun?

…den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
Maria und Josef waren allein ohne ihren Sohn auf dem weg und kehrten um. Oft bemerken wir im alltag nicht, dass wir uns von Menschen entfernen, die uns viel bedeuten. Wann haben wir zuletzt unseren Weg unterbrochen, um sie wiederzufinden?

Schmerzhafte Geheimnisse

…der für uns Blut geschwitzt hat
Die Begleiter Jesu wollen ihm in dieser schweren Stunde beistehen, aber sie sind am Ende ihrer Kräfte angelangt. Auch für uns gehen Menschen oft an ihre Grenzen, und bleiben trotzdem erfolglos. Erkennen wir ihre Leistung an?

…der für uns gegeißelt worden ist
Einige Soldaten müen Jesus demütigen und geißeln. Sie wollen es nicht, doch es ist ihre Pflicht. Denken wir noch nach über Dinge, die uns auferlegt werden? Haben wir die Courage, uns der fragwürdigen Pflichten zu widersetzen?

…der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
An der Dornenkrone erkannte die Menge Jesus als denjenigen, den es zu verspotten galt. Auch heute gibt es Menschen, durch deren Auftreten andere sich veranlasst fühlen, sie bloß zu stellen. Sind auch wir manchmal unfair?

…der für uns das schwere Kreuz getragen hat
Auf seinem Kreuzweg musste Jesus nicht immer allein die Last tragen. Simon half ihm auf einem Teil seines Weges. Wann sind wir wirklich Weggefährten und tragen Lasten füreinander?

…der für uns gekreuzigt worden ist
Die Kreuzigung war für Jesus das Ende seines Weges und gleichzeitig der Neubeginn. Trotz aller Schmerzen und Qualen resignierte Jesus nicht, sondern ging den Weg mit Gottvertrauen zu Ende. Sind wir bereit, auch in schwierigen Situationen zu vertrauen - auf Gott?


Kreuzweg

Gedanken vor dem Kreuzweg
Ich bin auf den Weg gestellt. Ich bin für den Weg immer schon berufen. Ich erobere den Weg. Ich lasse mich auf den Weg ein, auf dieses Abenteuer. Ich nehme den Weg an. Ich mache ihn zu meinem Weg.
Ich bestimme den Weg. Ich lasse niemanden in meinen Weg hineinreden. Ich sage, wo es lang geht. Ich - der Weg. Ich - selbst wenn er ein Abweg wird. Anderswo der Weg, auf den ich gestellt worden bin. Ich, der Weg - bis zum Abgrund.
Ich - ohne Brücke über den Abgrund, dem Abgrund zwischen meinem Abweg und dem Weg meiner Berufung.
"Wir machen den Weg frei!" spricht unser Gott. Der VATER sendet in seinem GEIST seinen SOHN. Jesus Christus nimmt seien Weg an. Sein Weg - sein Kreuzweg. Sein Kreuz macht ER mir zur Brücke, zur Brücke zwischen meinem Abweg und dem Weg meiner Berufung.
Das Kreuz Jesu - Brückenweg.
Wagen wir uns auf diese Brücke! Wagen wir uns, finden unseren Weg, finden zu unserem Weg zurück!

2.Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern
[…] Wir stehen hier am Anfang des Kreuzweges. Jesus nimmt das Kreuz - also uns mit unserer Schuld und Sünde - auf seine Schultern und beginnt seinen Weg. Er weiß nicht, ob dieser Weg ihn nur in den Tod führt oder doch ins ewige Leben zur Rechten des Vaters - er kann nur vertrauen. Und im Vertrauen auf seinen Vater nimmt er dieses Risiko auf sich. Die Kraft dafür hat er, weil er weiß: Sein Vater, Gott, ist bei ihm.So bereitet Jesus auch uns den Weg zum Vater. Er opfert sein Leben, nimmt alle Qualen auf sich, um uns den Weg frei zu machen.
Wie sieht es bei uns aus? Sind wir nicht eher der Tibetaner, der weitergeht, der das Risiko scheut? Oder sind wir bereit, wie der Erzähler der Geschichte, wie Jesus, anderen zu helfen und dafür Wertvolles zu riskieren - zu opfern?
Herr Jesus Christus, auch wir stehen vor Situationen, in denen wir uns entscheiden müssen, ob wir uns einsetzen und für andere etwas riskieren, oder ob wir wegschauen. Gib uns Kraft und Mut, dass wir das Risiko für andere wagen, und beschütze uns! Darum bitten wir, und dafür danken wir dir. Amen.

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter
Jesus geht einen schweren Weg. Überall werden ihm Hindernisse in den Weg gelegt: die Leute, die ihn verhöhnen - die Soldaten, die auf ihn einschlagen - die Dornenkrone auf seinem geschundenen Haupt - und nicht zuletzt das schwere Kreuz. Doch dann trifft er auf seine Mutter - die Frau, die ihn zur Welt gebracht hat, die für ihn da war, sein ganzes Leben lang. Sie hat ihm geholfen, wann immer sie konnte. Sie hat ihm den Weg frei gemacht, wann immer sie konnte. Aber diese Situation übersteigt ihre Fähigkeiten. Sie kann Jesus nicht helfen, diesen Weg zu gehen. Und doch kann sie ihm Beistand leisten. Allein ihre Anwesenheit gibt ihm das Vertrauen, nicht allein zu sein. Jesus weiß: Es gibt jemanden, der den gleichen Schmerz empfindet wie er. Das macht ihm den Weg nicht frei, aber ein ganzes stück einfacher.
[…]
Wer von uns ist noch nie einen schweren Weg gegangen? Sei es der Weg zu einer Prüfung, der Weg zum Vorgesetzten oder der Weg ins Krankenhaus. Schwere Wege geht man nicht gerne allein. Sobald ein guter Freund bei uns ist, ist der Weg nur noch halb so schwer. Wir selber freuen uns immer, wenn wir in solchen Situationen begleitet werden. Aber wenn andere unseren Beistand benötigen, braucht es lange Überlegungen, bis wir bereit sind, sie zu unterstützen.
Herr, du möchtest, dass wir Menschen uns gegenseitig Beistand sind. Lass uns erkennen, wann andere uns auf schweren Wegen unterstützen, und ihnen Dank zeigen. Lass auch uns erkennen, wann andere unsere Hilfe benötigen: Dann mach uns bereit, ihnen zu helfen! Amen.

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Es ist heiß. Die Luft flimmert ob der aufsteigenden Hitze. Am Wegrand die johlende Menge. Jesus schleppt sich voran, auf dem Rücken das schwere Kreuz, hinter sich die erbarmungslosen Soldaten. Er ist erschöpft, Blut und Schweiß tropfen ihm ins Gesicht, in die Augen, nehmen ihm die Sicht. Mitleid oder gar Hilfe kann er nicht erwarten. Die soldaten gehorchen nur ihren Befehlen, ihre Gesichter sind genauso verschlossen wie ihre Herzen. Vor ihm türmen sich die hasserfüllten Mienen der Schaulustigen, die den Weg versperren; sie bespucken ihn, schreien ihn an oder stehen einfach nur teilnahmslos da und lassen die Dinge geschehen. Plötzlich jedoch öffnet sich die Wand einen Spalt breit, und eine junge Frau drängt sich zu ihm durch. Böse Blicke ruhen auf ihr, und einige Stöße und Beschimpfungen muss sie auch ertragen. Aber sie weiß, was sie will - sie erreicht Jesus. Mit ihrem Tuch wischt sie ihm den Schweiß und das Blut aus dem Gesicht, so dass er den Weg wieder sehen kann.
Oft ist es einfacher, sich von der Masse mitreißen zu lassen oder die Meinung der Mehrheit anzunehmen. Veronika hat dies nicht getan. Es war nicht viel, was sie tun konnte, nur eine kleine Geste, doch dafür blieb in Zeichen der Hoffnung und Dankbarkeit: Jesu Antlitz in ihrem Tuch. Und auch heute tun viele Menschen es Veronika gleich: Sie trotzen der Mehrheit, treten aus der Menge heraus, um anderen ein gutes Beispiel zu sein. In Kriegsgebieten helfen sie, Frieden zu säen, in Flüchtlingslagern übernehmen sie medizinische Versorgung. Sie sehen nicht tatenlos zu, sondern handeln, wenn ein Verletzter auf der Straße liegt oder jemand in der Straßenbahn bedrängt wird. Damit stoßen sie auch auf Unverständnis oder gar Ablehnung. Doch wie Veronika lassen sie sich nicht beirren.
Haben auch wir diese Kraft? Sehen wir bloß zu, wie anderen Leid geschieht, oder fassen wir uns ein Herz und handeln? Gehen wir lieber unseren eigenen, einfachen Weg weiter, oder helfen wir anderen Menschen, ihren schweren und versperrten Weg wieder frei zu machen?
Herr, immer wieder stehen wir vor einer Weggabelung und manchmal ist der schwierigere Weg der richtige, der uns zum Ziel führt. Stärke uns, diesen Weg zu gehen, auch wenn andere nur dastehen und den Kopf schütteln. Amen.

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
Der Kreuzweg ist ein Leidensweg, aber auch ein Weg der Begegnung: So sieht Jesus nicht nur gaffendes, lästerndes Volk am Wegrand stehen, sondern trifft auch auf Menschen, die Mitleid mit ihm haben und um ihn weinen. Sein Schicksal trifft sie offenbar hart. Ihre Tränen sprechen wortlos aus, dass ihnen sein Elend nicht gleichgültig ist. Ihre Herzen sind nicht gefühllos und abgestumpft; sie möchten Jesus sein Leid abnehmen, aber sie können es nicht. Jesus aber reagiert in unerwarteter Weise: Inmitten einer Gruppe klagender Frauen erweist er sich erneut als Prophet. Sein eigentliches Leid ist nicht der körperliche Schmerz, sondern das Schicksal seines Volkes und aller, die ihm anvertraut sind. Er steht öber seinem eigenen Schicksal und schaut mit ruhigem Blick weiter auf das, was kommen wird. Er sucht nicht das Mitleid der Menschen. Er will, dass sie umkehren und sich dem Reich Gottes öffnen, zu dem er den Weg für sie frei macht, zu dem er der Weg ist. Er möchte, dass sie begreifen: Ihr Schicksal liegt in Gottes Hand. Diese Hand Gottes ist keine strafende Hand, sie ist eine liebende Hand.
Tagtäglich werden auch wir Zeugen von unfassbarem Leid in der Welt: Die Nachrichten berichten von Menschen, die in Naturkatastrophen ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, von Kindern in Kriegsgebieten, die schwer verletzt und ohne ihre Eltern aufwachsen müssen. Vor unseren Augen wird ein kleiner Junge von einem Auto angefahren. Wir erfahren, dass eine Arbeitskollegin unheilbar an Krebs erkrankt ist. Das Schicksal all dieser Menschen trifft uns. Wir haben Mitleid - ähnlich wie die Frauen damals, ebenso ohnmächtig. Und immer wieder stellen wir uns in solchen Fällen die Frage, wer oder was das ist, das so schreckliche Geschehnisse zulässt. Wir zweifeln an Gottes Güte, anstatt auf ihn zu vertrauen.
Herr, unser Gott! Unsere Zeit steht in deinen Händen. Lass uns auch in Zeiten, in denen jede Lebensmühe unsinnig erscheint, nicht das Vertrauen darauf verlieren, dass du unsere Schritte in Güte lenkst. Amen.

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Als wenn die Strafe nicht schon hoch genug gewesen wäre! Zuerst die Peitschenhiebe, dann der lange Weg mit dem schweren Kreuz durch die Stadt, gepeinigt und erniedrigt durch die Dornenkrone. Doch dem Stadthalter, seinen Soldaten und den vielen Schaulustigen ist das alles zu wenig. Sie setzen noch eins drauf: Bevor Jesus ans Kreuz geschlagen wird, nehmen sie ihm die Kleider weg. Mit seinem wertvollen, nahtlos gewebten Kleid berauben sie Jesus der letzten Würde - dem einzigen Besitz, den sie ihm gelassen hatten. Nun scheint er wirklich schutzlos seiner Umgebung und den damit verbundenen Abneigungen und Aggressionen ausgesetzt zu sein. Doch der Schein trügt: Jesus ist längst nicht mehr auf irdische Besitztümer angewiesen, war es nie. Er findet Kraft, Stärke und Schutz in sich selbst durch Gott. Denn Gott macht ihm den Weg, den er für seinen menschgewordenen Sohn vorgesehen hat, frei. Er schenkt Zuversicht und Sicherheit, die alles menschliche Begreifen übersteigt.
Plötzlich reißt uns ein schreckliches und vielleicht unerwartetes Ereignis aus unserem Alltag. Das Wichtigste wir duns genommen. Der für uns schlimmste Fall, der Tod eines lieben, uns nahe stehenden Menschen, baut eine Mauer vor uns auf. Wir können uns die Zukunft nicht mehr vorstellen, fühlen uns verlassen und sind hoffnungslos. Das Leben wirkt sinnlos. Jeder Tag, sogar jede Stunde: endlos und qualvoll. Nach einiger Zeit jedoch finden wir Wege, mit der neuen Situation fertig zu werden, weiter zu machen und unser Leben wieder aktiv in die Hand zu nehmen. Der Glaube an das ewige Leben bei Gott hilft dabei. Dank Gott können wir wieder in die Zukunft blicken. Die Mauer kann durchbrochen werden, so dass der Weg erneut offen vor uns liegt. Durch diese gewonnene Kraft können nun auch wir unseren Mitmenschen eine Stütze sein und ihnen in lähmenden, scheinbar aussichtslosen Zeiten den Weg frei machen.
Herr, so wie du deinem Sohn beigestanden hast, lässt du auch uns nie allein. Stärke unseren Glauben an dich und deine barmherzige Gnade und Liebe. Schenke uns die Kraft, unseren Lebensweg zu meistern und frei zu machen, so dass der Friede eintreten kann. Amen.

14. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
Das war es also. Der Weg Jesu ist zu Ende. Das Ende eines langen, schmerzhaften Weges ist erreicht. Jesus wird in eine Höhle gelegt, einbalsamiert und in Leinentücher gewickelt. Das Ende, besiegelt durch einen schweren Stein, der vor dem Eingang des Grabes liegt. Dieser schwere Stein macht die Endgültigkeit bewusst. Ein Stein, der von Menschenhand kaum zu bewegen ist, beschließt den Weg, den Weg mit Jesus. Der Stein, scheinbar unüberwindbar, liegt im Weg. Der Weg ist versperrt, ist nicht frei: Es liegt ein Stein im Weg. Jesus von Nazareth, in den sie so viele Hoffnungen gesetzt hatten, ist tot, liegt dort, doch getrennt durch einen Stein. Er hatte ihnen neue Wege gezeigt. Durch ihn taten sich ihnen neue Wege auf. Ja, oft war er auch der Stein des Anstoßes. Viele hatten sich an ihm gestoßen und ihn verurteilt. Doch sie, seine Jünger, hatten an ihn geglaubt - und jetzt war alles vorbei.
Auch uns liegen oft Steine im Weg, die uns unüberwindbar scheinen: Plötzlich liegt sie da, die Kündigung. Sie scheint mir dene Boden unter den Füßen wegzuziehen. Wie es jetzt weitergehen soll? Keine Ahnung, ausWEGlos! Der Partner beendet für mich plötzlich und unerwartet die Beziehung. Keine Ahnung, wie das Leben weitergeht?! Solche Ereignisse versperren uns unvorbereitet den Weg. In diesen Situationen sehen wir oft keinen Ausweg mehr. Doch irgendwie geht es dann doch weiter, durch Menschen, die uns helfen und beistehen, die einfach da sind und uns nicht alleine gehen lassen, die uns helfen, die Steine aus dem Weg zu rämen, die uns zeigen, dass der Weg weitergeht.
Herr, hilf uns, die Sorgen unserer Mitmenschen zu sehen und zu erkennen, wenn sie Hilfe brauchen. Gib uns die Kraft, ihnen Wegbereiter zu sein: Lass sie durch unsere Hilfe neue Wege erkennen. Stärke in uns den Glauben an dich und deine Auferstehung, damit wir nicht vergessen, dass du uns durch deinen Tod den Weg ins ewige Leben frei gemacht hast. Unser Weg mit dir endet nie! Amen.