Texte zur Wallfahrt 2009 − "verrückt"

Impulse zum Rosenkranz

Freudenreiche Geheimnisse
…Jesus, den du, o Jungfrau, (in Betlehem) geboren hast
Ein Kind auf die Welt zu bringen, bei dem man den Vater nicht kennt, ist ganz schön verrückt, und besonders zu damaligen Zeiten. Es bedeutet eine Verantwortung, die man nicht wieder los wird. Wann traue ich mir heute noch zu, im Vertrauen auf Gott zunächst verrückt erscheinende Entscheidungen zu treffen und bis zum Ende zu tragen?

…Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast
Alle anderen Mütter müssen Maria für verrückt erklärt haben: den eigenen Sohn aufzuopfern − wer macht denn so etwas? Kann ich mich selbst zurücknehmen, um für andere den Weg zu ebnen?

…Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast
Das Gefühl kennen wir: wir suchen stunden− manchmal sogar tagelang und ganz plötzlich und unerwartet taucht das Gesuchte wieder auf − an einer vollkommen unerwarteten Stelle, oder dort, wo wir kurz zuvor bereits gesucht hatten… verrückt. Versuchen wir, uns das Gefühl der Freude in Erinnerung zu rufen, wenn wir etwas wieder finden, was wir lange vergeblich gesucht haben und das auch Maria durchströmt haben wird.

Schmerzhafte Geheimnisse
…Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat
Jesus muss für die Sünden aller gerade stehen. Er hält lange aus, während alle anderen um ihn herum stehen und zuschauen, ihn vermutlich für verrückt halten. Erkläre ich nicht auch Menschen, die für andere leiden für verrückt, lasse sie allein stehen?

…Jesus, der für uns gegeißelt worden ist
Durch sein Gottvertrauen und seine innere Stärke hat Jesus die Menschen um sich herum verrückt gemacht. Einige waren verrückt vor Begeisterung und folgten ihm als seine Jünger. Andere waren verrückt vor Eifersucht, Neid und Machtgier, wie die Soldaten am Hof von Pilatus, und ließen ihn ihre Ohnmacht spüren.

…Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist
Was für eine verrückte Idee. Einen Menschen, der sich nach langer Peinigung kaum noch auf den Beinen halten kann und der noch einen schweren Kreuzweg vor sich hat, mit Dornen zu krönen! Auch heute melden uns die Medien immer wieder Unmenschlichkeiten, die wir bis dahin nicht für möglich gehalten hätten.

…Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat
Ist Jesus verrückt? Warum lässt er nicht jeden seine eigene Schuld ausbaden?

…Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist
Ver-rückt… in einer anderen Welt. Am Kreuz erhöht sieht die Welt anders aus. Jesus sieht uns schon am Kreuz aus einer anderen Perspektive – sie wird sich noch weiter verändern. Doch das reicht nicht. Noch dort – sterbend – denkt er an Gott und an uns: "Herr rechne ihnen diese Sünde nicht an." Wann haben wir eigentlich zuletzt jemandem selbstlos verziehen?


Eucharistiefeier

Kyrie
Herr Jesus Christus, du bist Mensch geworden, um den Willen des Vaters zu erfüllen.

Der Weg deines Lebens bis zur Vollendung ist uns Vorbild und Weisung.

Dir genügt nicht unser Bekenntnis, sondern du erwartest ein Leben aus dem Glauben.

Tagesgebet
Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge, sieh gnädig auf uns. Gib, dass wir dir mit ganzem Herzen dienen können und lass uns die Macht deiner Liebe erfahren. Darum bitten wir dich durch Jesus Christus.

Lesung
Die 25. Stunde − oder: Hast Du Zeit für's Gebet?

Fürbitten
1. Wir sind ver-rückt aus unserem täglichen Leben auf den Pilgerweg nach Kevelaer.
Guter Gott, erhalte uns und allen Pilgern diese Ver-rücktheit!

A.: Sende uns deinen Geist!

2. Viele Christen sind so ver-rückt, dass sie trotz Verfolgung an deine Frohe Botschaft glauben.
Lass sie aus deiner Liebe Mut und Hoffnung schöpfen.

A.: Sende uns deinen Geist!

3. Viele Christen sind so ver-rückt, dass sie sich ehrenamtlich engagieren.
Lass sie sehen, dass ihr Einsatz Früchte trägt.

A.: Sende uns deinen Geist!

4. Manche Christen sind so ver-rückt, dass sie in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam leben.
Lass auch weiterhin Frauen und Männer dem Ruf deiner Liebe folgen und nach dem Vorbild der Ordensgründer leben.

A.: Sende uns deinen Geist!

5. Manche Christen sind schon ver-rückt aus diesem Leben in das ewige Leben.
Lass sie das schauen, woran sie in ihrem Leben geglaubt haben.

A.: Sende uns deinen Geist!


Kreuzweg

1.Station: Jesus wird zum Tode verurteilt
Da stehen sie nun. Eine aufgebrachte Menge. Sie haben die Macht Jesus zum Tod zu verurteilen. Er aber kann nichts sagen oder tun – schon ver-rückt. Er läßt das einfach mit sich machen. Wir Menschen sehen zu, wie Jesus verspottet, beleidigt und ungerecht zum Tod verurteilt wird. Sehen wir es nicht oder wollen wir es nicht sehen? So blind kann man doch nicht sein. So wehrlos kann man sein. Wie ver-rückt ist das? Wie oft lassen wir andere Menschen über uns bestimmen? Ob es uns dabei gut oder schlecht geht, ist anscheinend egal. Wir funktionieren ohne wenn und aber. Wehe wir verrücken unsere Spur und wir funktionieren nicht mehr. Hätten wir uns an Jesu Stelle gewehrt oder wären wir genauso ver-rückt gewesen wie er? Hätten wir das mit uns machen lassen?
Gebet:
Guter Gott, gib uns bitte die Kraft und den Mut unsere Wege und Entscheidungen selber zu bestimmen, uns nicht von fremden Einflüssen lenken zu lassen.

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz
Plötzlich wird ihm schwarz vor Augen. Er merkt noch, wie seine Knie weich werden und seine ausgelaugten Beine einfach unter ihm nachgeben, bevor alles dunkel ist. Aber Zeit, in eine beruhigende Traumwelt zu gleiten hat er nicht, auch wenn die Welt, in die ihn ein heftiger Schlag des Soldaten zurückholt, nicht weniger ver-rückt scheint.
Auch in unserem Leben gibt es Augenblicke, and denen wir einfach nicht mehr können. Sei es körperliche Erschöpfung, wie viele von uns sie gestern bei der Ankunft auf dem Kapellplatz empfunden haben, oder auch ein seelisches Nicht-mehr-weiter-Können. Wir möchten nur noch die Augen zu machen und wünschen uns ganz weit weg.
Gebet:
Gott unser Vater, sei du besonders in solchen Momenten an unserer Seite und stütze uns, bis wir mit beiden Beinen wieder fest auf dem Boden stehen. Schenke uns die Aufmerksamkeit und Geduld, auch unsere Mitmenschen in Zeiten der Schwachheit rechtzeitig auffangen zu können.

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen
Unzählige Menschen stehen am Straßenrand und begleiten Jesus auf seinem Kreuzweg. Da ist es doch absolut verrückt, dass ausgerechnet er aus der Menge gezogen wird und Jesus helfen soll. Er ist sowieso schon müde von der Arbeit auf dem Feld und möchte eigentlich nur noch nach Hause. Aber weglaufen kann er jetzt auch nicht mehr und warum nicht dann dem armen Mann helfen, dessen letzte Stunde offensichtlich geschlagen hat. Wer weiß, vielleicht ist ja doch etwas dran an den Gerüchten, die er in den vergangenen Wochen gehört hatte.
Wenn es darum geht, Aufgaben in einer Gruppe zu verteilen, oder vielleicht unangenehme Dinge zu erledigen, breitet sich erst einmal großes Schweigen aus und wir versuchen, in der Masse unterzugehen, unauffällig zu erscheinen und uns zu verstecken − sei es nur durch das Senken des Kopfes oder geschäftiges Blättern in Unterlagen. Oft handelt es sich dabei um Arbeiten, die auf dem ein− oder anderen Wege einem Mitmenschen das Leben erleichtern oder jemandem eine große Hilfe sind.
Gebet:
Gott unser Vater, öffne unsere Augen für die Bedürfnisse anderer. Lass uns nicht zurückschrecken vor Aufgaben, die uns auf den ersten Blick zu groß erscheinen und gib uns Rückhalt, wenn wir den Kopf senken wollen. Schenke du uns deinen Beistand.

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
Zwei "Zuschauer" unterhalten sich:

Gebet:
Herr Jesus Christus, auf deinem schweren Leidensweg bist Du unter der Last unserer Schuld und Sünde zusammengebrochen. Aber Dir ist keine Last zu schwer, als dass Du sie für uns trägst. Wir danken Dir, dass Du uns annimmst und liebst, so wie wir sind – mit all unseren Fehlern und Schwächen.

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
Völlig ermattet und am Ende seiner Kräfte bricht Jesus zum dritten Mal unter der Last des Kreuzes zusammen. Die Last des Kreuzes, unsere Sünden drücken ihn zu Boden. Er liegt im Staub. Er liegt da am Boden. Der Sohn Gottes liegt vor den Füßen der Soldaten.
Ver-rückt?!
Sind die Soldaten jetzt an ihrem Ziel? Nein, sie wollen, dass er diesen Weg bis zum bitteren Ende geht, und so zwingen sie ihn noch einmal aufzustehen.
Und was tut Jesus?
Er steht wieder auf!
Verrückt! Er rafft sich noch einmal auf und geht weiter.
Woher nimmt er diese Kraft? Warum tut er das? Nur damit sich erfüllt, was Gott für ihn bestimmt hat? Was für ein großes Vertrauen muß er in Gott haben, wenn er in solch einer Situation nicht aufgibt, sondern weitergeht?
Verrückt!
Sind wir auch verrückt? Vertrauen auch wir immer so auf Gott, dass wir alle Schicksalsschläge und Mißerfolge hinnehmen und uns dann wieder aufraffen weiter zu machen, weil wir wissen, dass Gott nur das Beste für uns will?
Gebet:
Herr, unser Gott schenke uns immer wieder die Kraft aufzustehen und den Mut weiter zu gehen, auch wenn wir nicht wissen, was noch auf uns wartet. Lass unser Vertrauen in dich niemals ins Wanken geraten.

14. Station: Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt
Ein eigentlich viel zu kurzes Leben ist ausgelöscht. Der ausgemergelte Körper wird ins Grab gelegt. Und wir stehen am Grab, sind den letzten, schweren Weg mit Ihm gegangen. Doch können wir den Tod wirklich ertragen? Haben wir ihn nicht aus unserem Leben verbannt? Wir sagen: "Das Leben geht weiter." Oder: "Jetzt geht's ihm besser." – verlieren uns in Floskeln. Aber das Leben geht weiter: unser Leben hier auf der Erde und das Leben unserer Verstorbenen in Gottes Herrlichkeit: "Sucht den Lebenden nicht bei den Toten!"
Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin hier nicht, ich schlafe nicht.
Ich bin die tausend Winde,
das Diamantenglitzern auf dem Schnee.
Ich bin der Sonnenschein auf reifem Korn,
ich bin der sanfte Herbstregen.
Wenn ihr aufwacht in der Morgenstille,
bin ich der schnelle Flügelschlag
stiller Vögel in kreisendem Flug.
Ich bin der Stern, sein mildes Licht in der Nacht.
Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin hier nicht…